Hoch mineralisiertes Wasser in Trichtingen nachgewiesen!
Die 3. Erkundungstour des Vereins startete am vergangenen Sonntag in der nahezu voll besetzten Cyriakuskirche in Trichtingen. Nach dem Gottesdienst von Frau Rapp zum Thema Glocken gab Dietger Drescher (Sohn des langjährigen Pfarrers) einen Abriss zur Kirchengeschichte, der Namensgebung und markanten Persönlichkeiten!
Ein Musikstück von Sonja Schönemann war der Übergang zum Bericht über den tragischen Tod von Soldat Karl Wössner, dessen Enkelin sie ist! Gespielt wurde Wössner von Gerhard Wolf, der dessen Lebensgeschichte und letzte Stunden erzählte und erst eine Exhumierung brachte Gewissheit über diesen unbekannten Soldaten! Und so darf das Soldatengrab auf dem Friedhof auch niemals entfernt werden, als Mahnung für die millionenfachen Opfer!
Die anschließende Besichtigung des Kirchturmes spornte so manchen an, die 71 Stufen zu überwinden, um beim markanten Glockenspiel und bester Aussicht zu verweilen; auch hier konnte Dietger Drescher noch viel über die Geschichte der 4 Glocken erzählen.
Gegen 12.00 Uhr startete dann die Brunnen-Tour mit etwa 100 Interessierten. Eine handschriftliche Aufzeichnung des Alt-Fronmeisters Adolf Arnold über eine geplatzte Flasche mit angeblich seltenem Mineralwasser lies den Verein aufhorchen und weitere Nachforschungen veranlassen! Dank Unterstützung von Martin Höhn, auf dessen Grundstück die „seltene Quelle“ austritt, konnten 3 sogenannten Ionen-Bilanzen sowie eine mikrobiologische Untersuchung in einem Mineralwasserlabor in Kiel finanziert werden!
Die Ergebnisse sind sensationell und setzen selbst alt eingesessene Trichtinger in Erstaunen!
Dazu eine Stellungnahme des Landesamtes für Geologie, Bergbau und Rohstoffe in Freiburg vom 25.07.12:
„Grundwässer, die Kontakt mit Gips haben, sind meist hoch mineralisiert, bedingt durch die Lösung des Gipses. Gips findet sich in der Umgebung von Trichtingen im Wesentlichen in den Gesteinen des Muschelkalks und oberflächennah in den Gesteinen des Keupers. Bedingt durch den Calcium-Sulfat Gehalt haben diese Grundwässer meist eine hohe Gesamthärte und sind betonaggressiv. Durch das oberflächennahe Auftreten weisen Sie oft bakteriologische Belastungen auf und sind auch daher für die Trinkwasserversorgung nur bedingt geeignet!“
Genau dies hat sich nun bestätigt, wobei die Werte manche „berühmte“ Mineralwässer glatt in den Schatten stellen. So wird z.B. in der neuesten HÖRZU für eine gesunde Ernährung Wasser mit einem Kalziumgehalt von mindesten 150 mg/l gefordert. Der Kirchbrunnen bringt es bereits auf 129 mg/l und die Höhn-Quelle auf 771 mg/l (Gerolsteiner Mineralwasser hat 129mg/l). Magnesium sollte mind. 50 mg/l enthalten sein. Hier bringt es der Kirchbrunnen auf 61,3 mg/l und die Höhn-Quelle auf 87,4 mg/l. Die getesteten Wässer sind mit 22,6 mg/l bzw. 23,7 mg/l als „natriumarm“ einzustufen und haben auch einen guten Hydrogencarbonatgehalt mit 471,1 mg/l (Kirchbrunnen) bzw. 355 mg/l (Höhn-Quelle). Empfohlen werden hier mind. 600 mg, wobei es z.B. die Elisabethen-Quelle auch „nur“ auf 430 mg/l bringt.
Einzig der Sulfat-Gehalt ist bei der Höhn-Quelle mit 1450 mg/l so hoch, dass damit keine Babynahrung zubereitet werden dürfte und eine Dosierung von über 1200 mg/l Sulfat wirkt abführend! Alternativ bietet uns hier der Kirchbrunnen „nur“ 89 mg/l Sulfat; hat allerdings wiederum bei der mikrobiologischen Untersuchung nicht einwandfrei abgeschnitten.
Wahrscheinlich enthält das Wasser auch natürliche Kohlensäure, was damals zum Platzen der Flasche geführt haben könnte! Auch am Wasser des ebenerdigen Brunnens im Giess wurde eine Ionenbilanz durchgeführt und es ist ebenfalls stark mineralisiert. Es enthält etwas weniger Calzium und Sulfat, dafür mehr Chlorid; fließt dafür aber sehr ergiebig mit 5L in 7sec.!
LandLeben e.V. hat hiermit bereits vergessenes Wissen aufbereitet und wir sind stolz, solche Wässer in ausreichenden Mengen zur Verfügung zu haben!
Zum Abschluss durfte der Interessierte noch einen Blick in den ehemaligen Baderaum im sog. „Gmeindshaus“ werfen, wo ab 1950 1 x wöchentlich das Wasser eingelassen wurde und man für 50 Pfennig etwa eine halbe Stunde lang baden durfte! Frisch geputzt und mit nachgebauten Wannen konnte man dieses „Feeling“ auf sich wirken lassen.
Vor der Fachwerkkulisse des Rathauses war das LandLeben Zelt errichtet und der Nachmittag bot den Besuchern bei Sonnenschein noch einen gemütlichen Abschluss!
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Interessierten und Förderern des Vereins ganz herzlich für die gelungene Erkundungstour bedanken!